Die Philosophie gilt als die erste aller Wissenschaften und ist im westlichen Kulturkreis bereits mehr als 2500 Jahre alt. Das Alter allein ist natürlich noch keine Rechtfertigung, um es als Schulfach einzuführen. Was also macht Philosophie so besonders?  

Das Fach bietet Antworten auf Fragen, die mit herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden nicht oder nicht eindeutig zu beantworten sind. So ist das Fach im Bereich der Sekundarstufe 1 (Klasse 5 bis 10) in 7 Fragenkreise eingeteilt: 

  1. Die Frage nach dem Selbst.  

(Wer bin ich? Warum bin ich, wie ich bin?) 

  1. Die Frage nach dem Anderen.  

(Der Mensch in der Gemeinschaft. Umgang mit Konflikten) 

  1. Die Frage nach dem guten Handeln.  

(Wahrhaftigkeit und Lüge. „Gut“ und „Böse“) 

  1. Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft.  

(Regeln und Gesetze. Armut und Wohlstand) 

  1. Die Frage nach Natur, Kultur und Umwelt.  

(Leben von und mit der Natur. Tiere als Mit-Lebewesen) 

  1. Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien. 

(Medienwelten. „Schön“ und „hässlich“) 

  1. Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn. 

(Vom Anfang der Welt. Leben und Feste in unterschiedlichen Religionen) 

Das Fach ist im Abschnitt der Sekundarstufe 1 in allen Bereichen praktisch orientiert, weswegen hier von Praktischer Philosophie gesprochen wird. Dies hilft vor allem den SchülerInnen, sich dem Fach zu nähern, die Inhalte einfacher begreifbar zu machen und einen Bezug zu ihrer eigenen Lebenswelt herzustellen. 

In der Sekundarstufe 2, der Oberstufe, wird das Fach dann um den theoretischen Teil erweitert und wird unter dem Titel Philosophie angeboten. Entsprechend passen sich auch die Fragen, die als roter Faden in den 3 Schuljahren dienen, an. Die folgenden 4 Fragen sind in dieser Form von Immanuel Kant (1724 – 1804) aufgestellt worden, um das Arbeitsfeld der Philosophie zu benennen. Diese 4 Felder haben sich im Wesentlichen bis heute nicht verändert und dienen dem Curriculum der Philosophie als Orientierung 

  1. Was kann ich wissen? 
  1. Was soll ich tun? 
  1. Was darf ich hoffen? 
  1. Was ist der Mensch? 

Die erste Frage bezieht sich auf das mögliche Wissen, was die Menschheit im Allgemeinen anhäufen kann. Ist es möglich, einen Punkt zu erreichen, alles zu wissen oder werden bestimmte Fragen bestehen bleiben. Außerdem wird versucht, Antworten zu geben, inwiefern unser Wissen unumstößlich ist. Mit welcher Sicherheit ist unser Wissen versehen?  

Die zweite Frage bezieht sich auf das menschliche Handeln. Wie verhalte ich mich richtig? Gibt es ein gutes und ein schlechtes Verhalten? Wie finde ich mich in einem Dilemma zurecht? Die Unterrichtsinhalte zu diesem Themenkomplex versuchen hierauf Antworten zu finden. 

Die dritte Frage bezieht sich auf die Jenseitsvorstellungen des Menschen und alles, was damit einher geht. Hier wird auch der Frage nachgegangen, wie es sich mit der Existenz von Göttern verhält. Was spricht für, was spricht gegen einen oder mehrere Gottheit/en. 

Die vierte Frage beinhaltet alle Ergebnisse der vorangegangenen Fragen, versucht sie doch eine Antwort darauf zu geben, was uns Menschen definiert. Aufrechtes Gehen? Werkzeuggebrauch? Sprache? Dies sind Anzeichen, die wir auch bei Tieren entdecken können. Empathie oder Intellekt? Auch das sind heute keine Alleinstellungsmerkmale mehr, die allein dem Menschen innewohnen. Die Philosophie versucht Antworten zu finden und die daraus resultierenden Konsequenzen ebenfalls gedanklich in die Gesellschaft zu integrieren. Was ist mit der, von selbst gegebenen, Sonderstellung der Menschheit auf dem Planeten? 

Eine weitere Anpassung an die Sekundarstufe 2 ist es, dass man Philosophie als Klausurfach wählen kann. Hierzu werden im Unterricht Methoden vertieft, mit deren Hilfe man sich philosophische Texte fachgerecht erschließen kann. 

Dahingegen basiert der Unterricht in der Sekundarstufe 1 auf der „sonstigen Mitarbeit“ und lebt vom Unterrichtsgespräch, bei dem sich die SchülerInnen mit ihren Gedanken zu den Themen miteinbringen.