Die deutsche Kolonialzeit ist bis heute in mehrfacher Hinsicht relevant z.B. im Bereich globaler wirtschaftlicher Beziehungen, beim Thema Flucht und Migration oder wenn es um Rassismus und Identität in Deutschland geht. Selbst der menschengemachte Klimawandel bzw. die damit verbundene Klimaungerechtigkeit sind hier zu nennen.
Serge Palasie, Fachpromotor für Entwicklungspolitische Bildungsarbeit mit Fokus Afrika, hat dazu eine Ausstellung mit Bildern des Künstlers Naseer Alshabani entwickelt. Sie trägt den Titel „Sichert(e) sich auch unser Land einen Platz an der Sonne?“*. Die Ausstellung wird vom 23. bis zum 27. Juni 2025 in der Gesamtschule Salzkotten gezeigt.
Die Ausstellung, die aus sechs Rollup-Plakaten besteht, blickt in die Vergangenheit, damit Menschen die Gegenwart besser verstehen und für die Zukunft lernen. Sie zeigt am Beispiel Afrikas den langen Schatten, den eine vermeintlich abgeschlossene Geschichte bis heute wirft. Es geht um die Ursprünge rassistischer Strukturen und globaler wirtschaftlicher Verflechtungen sowie deren langfristige Folgen für unsere heutige Gesellschaft. Im Weiteren wird die Austellung auch um Raubkunst in Museen, um Zwangsentvölkerungen und um Völkermord in Augenschein nehmen.
Die Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe ist nicht nur unter rein moralischen Aspekten dringend notwendig, sondern liegt auch im ureigenen Interesse einer multikulturellen Gesellschaft und einer menschenfreundlichen Politik, die darauf achtet, dass sich unsere pluralistische Gesellschaft nicht in eine radikale Ausgrenzungsgesellschaft verwandelt. Daher ist eine kultursensible Erinnerungskultur als Grundlage demokratischer Bildung und Erziehung dringend notwendig.
Am Donnerstag, 26.6.2025 wird Serge Palasie von 9.00 bis 11.00 Uhr einen Vortrag über die Folgen der deutschen Kolonialzeit halten, die Ausstellungsplakate präsentieren sowie für Fragen zum Thema bereitstehen. Der Referent gibt einen kurzen, historischen Überblick und hinterfragt, inwiefern die Kolonialzeit z.B. in Afrika tatsächlich in der Vergangenheit liegt. Dabei liegt sein besonderes Augenmerk auf dem afrikanischen Land Tansania. Zu diesem Land hat die Gesamtschule Salzkotten eine besondere Beziehung: Die Gesamtschule Salzkotten pflegt seit vielen Jahren eine Partnerschaft zur Karambi Secondary School und zur Rulanda Primary School in Tansania. Nachdem im Mai 2025 eine Delegation aus Tansania zuletzt die Gesamtschule besuchte, steht im Herbst der Gegenbesuch einer Schülergruppe aus der „Tansania-AG“ an.
*Anmerkung: Die Wortprägung „Ein Platz an der Sonne“ geht auf den Staatssekretär Bernhard von Bülow zurück. Im Jahr 1897 umschrieb er damit das Ziel der deutschen Außenpolitik. Deutschland müsse seinen Einfluss und seine Macht in der Welt erweitern und mit den damaligen Großmächten gleichziehen. Die Redewendung wurde später zu einer Metapher für die deutsche Kolonialpolitik und das Streben nach internationaler Anerkennung und Geltung.