Vortrag von Serge Palasie zu Kontinuitäten aus der Kolonialzeit in der Gesamtschule Salzkotten
Am Donnerstag, 26.6.2025 eröffnete Serge Palasie* die Ausstellung „Sichert(e) sich auch unser Land einen Platz an der Sonne?“ mit einem informativen Vortrag über die historischen Wurzeln des Kolonialismus und die Auswirkungen auf die heutige Welt (Rassismus, ökonomische und ökologische Ungleichheit). Viele SchülerInnen der Q1, sowie der Tansania AG waren erschienen um sich den Fragen Palasies: „Warum wiegt der Kolonialismus noch immer so schwer? Warum sollte und wie kann das koloniale Erbe überwunden werden? Zu stellen.
Der Referent machte deutlich, dass in Deutschland das historische Bewusstsein für die eigene Kolonialgeschichte kaum entwickelt sei. Ursächlich dafür sei die Fokussierung auf die Erinnerung an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und die in dieser Zeit begangenen Verbrechen. Kolonialismus sei zudem ein Thema, das in Schulen zwar behandelt werde, jedoch nur peripher und oft ohne eine explizite Behandlung des deutschen Kolonialismus. Zunehmend werde aber gesehen, dass eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema notwendig sei, um ein kritisches Geschichtsbewusstsein zu entwickeln und koloniale Strukturen zu hinterfragen.
In seinem Vortrag ging Palasie immer wieder auf das afrikanische Land Tansania ein. Zu diesem Land hat die Gesamtschule Salzkotten eine besondere Beziehung: Die Gesamtschule Salzkotten pflegt seit vielen Jahren eine Partnerschaft zur Karambi Secondary School und zur Rulanda Primary School in Tansania. Nachdem im Mai 2025 eine Delegation aus Tansania zuletzt die Gesamtschule besuchte, steht im Herbst der Gegenbesuch einer Schülergruppe aus der „Tansania-AG“ an.
Palasie zeigte am „Beispiel Tansania“ bestehende ökonomische und ökologische Ungleichheiten auf, die durch die koloniale Vergangenheit verursacht sind. So ist in Deutschlang das Bruttoinlandsprodukt (BiP) vierzigmal so hoch wie in Tansania! Das BIP ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft. Es stellt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen dar, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums (meist eines Jahres) in einem Land hergestellt wurden. Die Menge an Treibhausgasemissionen (CO2-Bilanz), so Palasie weiter, ist in Deutschland siebenundzwanzigmal höher als in Tansania!
Palasie beendete den Vortrag mit Impulsen zum Nachdenken: Die Klimakrise, das koloniale Erbe und die wachsende soziale und ökonomische Ungleichheit stellen die Menschheit vor Herausforderungen. Was, so die abschließende Frage an die SchülerInnen, können wir tun?
Es muss sich ein Bewusstsein für die Klimakrise und die soziale und ökonomische Ungleichheit ausbilden. Positive Veränderungen brauchen junge Menschen, die sich für einen nachhaltigen Verbrauch von Ressourcen und für den Klima- und Umweltschutz einsetzen und den Abbau verschiedener Diskriminierungsformen jeglicher Art unterstützen. Unsere mobile, ressourcenintensive „Art zu leben“ trägt nun leider dazu bei, dass Ungleichheit in den Einkommensverhältnissen in Afrika reproduziert wird. Um dieser Ungleichheit begegnen zu können, sind kleine Schritte hilfreich. So könnten Lebensmittelkonsumenten verstärkt Fairtradeprodukte (z.B. Kaffee, Kakao, Schokolade) erwerben. Sicherlich lohnt sich in diesem Zusammenhang auch ein Besuch des „Eine Welt Ladens“ in Salzkotten.
*Serge Palasie ist Afrikanist und arbeitet als Experte für Flucht, Migration und Entwicklung beim eine Welt Netz NRW. Seine Schwerpunkte sind u.a. die Folgen der transatlantischen Umverteilungsgeschichte, wozu unfaire globale Handelbeziehungen, Klimaungerechtigkeit und Rassismus zählen.